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Episode 85: Nachhaltige Wurstkultur

Organisationen scheinen oft zu glauben, Unternehmenskultur wie ein Filet beim Metzger bestellen zu können. Wir diskutieren heute, warum man zwar irgendwo anfangen muss, jedoch selten nur einen Aspekt von Unternehmenskultur verändern kann.

Ein Haufen Würste

Organisationen scheinen oft zu glauben, dass sie Unternehmenskultur wie ein Filet beim Metzger bestellen können – einfach auswählen und mitnehmen. Doch in der Realität ist es nicht so einfach. In unserer heutigen Diskussion geht es darum, warum man zwar irgendwo anfangen muss, aber selten nur einen Aspekt der Unternehmenskultur isoliert verändern kann.

Der Irrglaube: Unternehmenskultur als „Bestellware“

Viele Unternehmen neigen dazu, die Unternehmenskultur als ein einfaches Produkt zu betrachten, das man nach Bedarf verändern oder verbessern kann. Es gibt den Wunsch, bestimmte Aspekte herauszugreifen – sei es Teamgeist, Innovationskraft oder Kundenzentrierung – und diese gezielt zu „bestellen“ oder zu optimieren. Doch dieser Ansatz verkennt die komplexe und vernetzte Natur von Unternehmenskultur.

Diese Sichtweise führt oft zu kurzfristigen Maßnahmen, die wenig nachhaltig sind. Beispielsweise wird ein Workshop zur Teambildung durchgeführt, in der Hoffnung, dass sich dadurch die gesamte Zusammenarbeit verbessert. Oder es werden Innovationsprogramme gestartet, ohne die zugrunde liegende Kultur der Risikoaversion zu adressieren.

Unternehmenskultur ist ganzheitlich

Die Unternehmenskultur ist ein komplexes Geflecht aus Werten, Normen, Verhaltensweisen und Überzeugungen, das alle Bereiche eines Unternehmens durchdringt. Veränderungen in einem Bereich wirken sich zwangsläufig auf andere aus. Es ist daher selten möglich, nur einen Aspekt der Kultur zu verändern, ohne die gesamte Organisation zu beeinflussen.

Ein Beispiel: Eine Initiative zur Förderung von Innovation kann nicht erfolgreich sein, wenn gleichzeitig die bestehende Kultur von Hierarchie und Kontrolle unangetastet bleibt. Mitarbeitende werden sich kaum trauen, neue Ideen vorzubringen, wenn sie befürchten müssen, dafür kritisiert oder ignoriert zu werden. Ebenso wird eine Kampagne für mehr Kundenzentrierung scheitern, wenn interne Prozesse und Strukturen nicht darauf ausgerichtet sind, flexibel auf Kundenbedürfnisse zu reagieren.

Die Wechselwirkungen innerhalb der Kultur

Jede Veränderung in der Unternehmenskultur zieht eine Reihe von Wechselwirkungen nach sich. So beeinflusst die Art der Führung die Motivation der Mitarbeitenden, was wiederum Auswirkungen auf die Produktivität und den Kundenservice hat. Kommunikationsstrukturen bestimmen, wie Informationen fließen und wie schnell Entscheidungen getroffen werden können.

Versucht man, nur einen Teilaspekt zu verändern, ohne die Zusammenhänge zu berücksichtigen, entstehen oft unerwünschte Nebeneffekte. Beispielsweise kann das Einführen von flexiblen Arbeitszeiten zur Verbesserung der Work-Life-Balance führen, aber gleichzeitig die Kommunikation und Zusammenarbeit erschweren, wenn keine entsprechenden Tools und Vereinbarungen getroffen werden.

Warum man irgendwo anfangen muss

Trotz dieser Komplexität ist es wichtig, dass Organisationen den Mut haben, mit der Kulturentwicklung irgendwo anzufangen. Veränderung beginnt oft mit einem kleinen, fokussierten Ansatz. Doch es ist entscheidend, dass Unternehmen verstehen, dass dieser Anfang nur der erste Schritt auf einem längeren Weg ist.

Es muss ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass die Unternehmenskultur als Ganzes betrachtet und kontinuierlich weiterentwickelt werden muss. Ein guter Startpunkt kann die Klärung der Unternehmenswerte sein. Sind diese klar definiert und werden sie von allen verstanden und gelebt? Anschließend kann man prüfen, wie diese Werte in den verschiedenen Bereichen umgesetzt werden und wo es Abweichungen gibt.

Die Rolle der Führungskräfte

Führungskräfte spielen eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung und Veränderung der Unternehmenskultur. Sie sind Vorbilder und Multiplikatoren für die Werte und Normen des Unternehmens. Es reicht nicht aus, wenn die Unternehmensleitung neue Kulturziele ausruft, ohne dass die Führungskräfte auf allen Ebenen diese mittragen und vorleben.

Ein effektiver Ansatz ist es, Führungskräfte in den Veränderungsprozess einzubeziehen und sie zu befähigen, die Kultur in ihren Teams aktiv zu gestalten. Dies kann durch Schulungen, Coaching und regelmäßigen Austausch gefördert werden.

Mitarbeiterbeteiligung als Schlüssel zum Erfolg

Eine nachhaltige Kulturentwicklung gelingt nur, wenn die Mitarbeitenden aktiv einbezogen werden. Sie sind es, die die Kultur täglich leben und prägen. Durch Workshops, Feedbackrunden und partizipative Entscheidungsprozesse können Mitarbeitende ihre Perspektiven einbringen und sich mit den Veränderungen identifizieren.

Es ist wichtig, offen für Kritik und Anregungen zu sein und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Dies fördert nicht nur die Akzeptanz der Maßnahmen, sondern führt oft zu kreativen und praxisnahen Ideen, die von der Belegschaft mitgetragen werden.

Kontinuität und Geduld sind gefragt

Kulturveränderungen sind ein langfristiger Prozess und erfordern Geduld. Es ist unrealistisch zu erwarten, dass sich tief verwurzelte Verhaltensweisen und Einstellungen schnell ändern. Regelmäßige Evaluationen und Anpassungen der Maßnahmen sind notwendig, um den Fortschritt zu messen und bei Bedarf nachzusteuern.

Es kann hilfreich sein, Meilensteine zu definieren und Erfolge zu feiern, um die Motivation hochzuhalten. Kommunikation ist hierbei essenziell: Transparenz über Ziele, Schritte und Ergebnisse schafft Vertrauen und Klarheit.

Fazit: Ganzheitliche Kulturentwicklung statt „Bestellungen“

Unternehmenskultur kann nicht einfach bestellt und punktuell verändert werden. Erfolgreiche Kulturentwicklung erfordert ein ganzheitliches Verständnis und einen umfassenden Ansatz, der alle Aspekte des Unternehmens berücksichtigt. Organisationen sollten bereit sein, sich auf einen kontinuierlichen Veränderungsprozess einzulassen, der über einzelne Maßnahmen hinausgeht und die gesamte Kultur nachhaltig beeinflusst.

Es geht darum, ein gemeinsames Verständnis von Werten und Zielen zu entwickeln und diese in allen Bereichen zu verankern. Nur so kann eine Unternehmenskultur entstehen, die nicht nur auf dem Papier existiert, sondern täglich gelebt wird und das Unternehmen in seiner gesamten Leistungsfähigkeit stärkt.

Handlungsempfehlungen für Unternehmen

  1. Analyse der aktuellen Kultur: Verstehen Sie, welche Werte und Verhaltensweisen derzeit vorherrschen.

  2. Klare Zielsetzung: Definieren Sie gemeinsam, welche Kultur Sie anstreben und warum.

  3. Ganzheitlicher Ansatz: Betrachten Sie alle Bereiche des Unternehmens und die Wechselwirkungen zwischen ihnen.

  4. Einbindung aller Ebenen: Involvieren Sie Führungskräfte und Mitarbeitende gleichermaßen in den Prozess.

  5. Kommunikation und Transparenz: Informieren Sie regelmäßig über Fortschritte und Herausforderungen.

  6. Langfristige Planung: Setzen Sie auf kontinuierliche Entwicklung statt auf kurzfristige Maßnahmen.

  7. Feedback einholen: Nutzen Sie Rückmeldungen, um den Prozess zu optimieren und Akzeptanz zu fördern.

Schlussgedanken

Die Veränderung der Unternehmenskultur ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die jedoch unverzichtbar ist, um den Anforderungen einer sich ständig wandelnden Arbeitswelt gerecht zu werden. Anstatt zu versuchen, Kultur wie ein Produkt zu bestellen, sollten Unternehmen den Weg der gemeinsamen Gestaltung gehen. Dies erfordert Mut, Engagement und die Bereitschaft, sich selbst und die Organisation kritisch zu hinterfragen. Der Lohn ist eine lebendige Kultur, die das Unternehmen stärkt und erfolgreich in die Zukunft führt.

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