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Episode 14: Herr Dr. Jedermann in den OP!

Die Ausbildungszeit der Polizei in den USA ist viel zu kurz, und so bleibt kaum Zeit für eine qualitativ hochwertige Selektion der Bewerber. Andreas und Jonas gehen auf das Thema der Auswahlverfahren und Ausbildungszeiten ein und zeigen auf, dass auch bei hohen Anforderungen oder Personalmangel ein Aufweichen der Einstellungsverfahren keine Lösung ist.

Senf statt Sänfte - Auswahlverfahren und Ausbildungszeiten

In Zeiten des Fachkräftemangels sieht man es immer häufiger: Auswahlkriterien, die einst als essenziell galten, werden zugunsten einer schnelleren Personalbesetzung vernachlässigt, und Ausbildungszeiten werden drastisch gekürzt. Diese Entwicklungen werfen die Frage auf, ob es langfristig wirklich sinnvoll ist, auf Qualität und gründliche Ausbildung zu verzichten. Ein Beispiel, das dieses Thema verdeutlicht, ist die Polizeiausbildung in den USA. Im Vergleich zu Ländern wie Deutschland und Österreich, in denen die Ausbildung mehrere Jahre dauert, sind amerikanische Polizisten oft nach nur drei Monaten Training im Dienst. In dieser Folge von „KERNTALK – Senf statt Sänfte“ gehen Jonas und Andreas darauf ein, welche Auswirkungen kürzere Ausbildungszeiten und die Privatisierung von sicherheitsrelevanten Berufen auf unsere Gesellschaft und Kultur haben können.

Verkürzte Ausbildungszeiten: Die Kosten der Effizienz

Die Verkürzung von Ausbildungszeiten wird häufig als notwendiges Übel betrachtet, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. In vielen Branchen zeigt sich jedoch, dass diese Strategie erhebliche Konsequenzen hat. Mitarbeitende, die nicht ausreichend auf ihre Aufgaben vorbereitet sind, haben oft Schwierigkeiten, ihre Aufgaben kompetent und sicher zu bewältigen. Auch das Verständnis für den Sinn und Zweck der Arbeit sowie die Motivation leiden, wenn man nicht genügend Zeit und Ressourcen für eine fundierte Ausbildung aufwendet.

Ein besonders besorgniserregendes Beispiel ist die Polizeiausbildung. In den USA liegt der Schwerpunkt oft auf einem schnellen Training, um so viele neue Polizisten wie möglich schnellstmöglich in den Dienst zu stellen. Doch die Folgen davon sind klar: mangelnde Sensibilisierung für deeskalierendes Verhalten, unzureichende Vorbereitung auf schwierige Situationen und das Fehlen eines fundierten ethischen Verständnisses. Diese Mängel können gravierende Auswirkungen auf die Gesellschaft haben und die Beziehung zwischen Polizei und Bürgern belasten.

Was wir von Deutschland und Österreich lernen können

In Deutschland und Österreich dauert die Polizeiausbildung in der Regel mehrere Jahre. Neben der Vermittlung von theoretischem Wissen und praktischen Fähigkeiten wird großer Wert auf die Entwicklung sozialer Kompetenzen und ethischer Standards gelegt. Polizisten lernen, wie wichtig Deeskalation ist und wie sie auch in stressigen Situationen verantwortungsvoll handeln können. Diese Ausbildungsmethoden sind darauf ausgelegt, nicht nur die fachliche Kompetenz, sondern auch die persönliche Entwicklung der Auszubildenden zu fördern.

Ein solcher Ansatz hat nachweislich positive Effekte auf die Polizeiarbeit und das Vertrauen der Bevölkerung. Menschen, die in einer längeren Ausbildung auf ihre Rolle vorbereitet wurden, entwickeln ein tieferes Verständnis für die Bedeutung ihrer Arbeit und die Auswirkungen ihres Handelns. Dies gilt nicht nur für Polizisten, sondern für viele Berufe, in denen der Umgang mit Menschen und die Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung eine zentrale Rolle spielen.

Die Privatisierung sicherheitsrelevanter Berufe: Eine Bedrohung für die Kultur?

Neben der verkürzten Ausbildung ist auch die zunehmende Privatisierung von sicherheitsrelevanten Berufen ein Trend, der in vielen Ländern Einzug hält. Der Gedanke dahinter ist oft Effizienz und Kostenersparnis. Doch die Frage ist, welchen Preis wir dafür zahlen. Wenn private Unternehmen Aufgaben übernehmen, die traditionell in öffentlicher Hand waren, wie etwa die Sicherheit in bestimmten Bereichen, kann das dazu führen, dass soziale Verantwortung und ethische Standards zugunsten der Gewinnmaximierung in den Hintergrund geraten.

Diese Entwicklung hat nicht nur Auswirkungen auf die Qualität der Arbeit, sondern auch auf unsere Kultur und Werte. In Berufen, die auf das Wohl der Gemeinschaft ausgerichtet sind, sollte der Fokus stets auf den Bedürfnissen der Menschen und nicht auf den finanziellen Interessen von Unternehmen liegen. Eine Gesellschaft, die wichtige Berufe privatisiert, läuft Gefahr, dass die kulturellen Werte und Normen, die diese Berufe tragen, nach und nach verschwinden.

Der Wert von Bildung und Auswahlverfahren

Angesichts dieser Entwicklungen ist es wichtig, den Wert einer gründlichen Ausbildung und fundierter Auswahlverfahren zu betonen. Qualifikationen und Ausbildungsstandards existieren nicht ohne Grund: Sie stellen sicher, dass Menschen nicht nur über die technischen Fähigkeiten, sondern auch über das nötige Verantwortungsbewusstsein und die sozialen Kompetenzen verfügen, um in ihrem Beruf erfolgreich zu sein.

Unternehmen und Institutionen, die in Ausbildungsprogramme investieren und Wert auf strenge Auswahlkriterien legen, schaffen nicht nur besser qualifizierte Mitarbeitende, sondern tragen auch dazu bei, langfristig eine stabilere und vertrauensvollere Gesellschaft zu fördern. Dies gilt insbesondere für Berufe im Sicherheitsbereich, wo die Auswirkungen auf die Gesellschaft besonders spürbar sind.

Fazit: Qualität braucht Zeit und Engagement

Die Herausforderungen des Fachkräftemangels dürfen nicht dazu führen, dass Qualität und Verantwortung in der Ausbildung auf der Strecke bleiben. Der schnelle Weg ist nicht immer der nachhaltige Weg, und die Gesellschaft zahlt oft einen hohen Preis für die scheinbare Effizienz. Jonas und Andreas diskutieren in dieser Folge von „KERNTALK – Senf statt Sänfte,“ wie wichtig es ist, in Berufe zu investieren, die unser gesellschaftliches Miteinander prägen, und warum Ausbildung mehr ist als ein Mittel zum Zweck. Sie plädieren dafür, dass wir uns die Zeit nehmen, um Menschen richtig auszubilden, damit sie ihrer Rolle in der Gesellschaft gerecht werden können.

Viel Spaß beim Reinhören!

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