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Zebra-Start-Ups: Qualität vor Quantität

Einhorn-Start-ups schaffen es, binnen kürzester Zeit unglaubliche Mengen an Geld einzunehmen. Den Preis für den hohen Gewinn zahlen aber oft die Gesellschaft und die Umwelt. Lesen Sie im neuen Artikel von zweikern, wie die Generation der Zebra-Start-ups Nachhaltigkeit und Profit vereinen will.

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Wir kennen Sie alle: Unternehmen wie Zalando, Airbnb oder Uber, die scheinbar aus dem Nichts explodieren und plötzlich in aller Munde sind. Diese Start-ups mit extrem schnellem Wachstum und hohem Profit nennt man auch Einhörner. Bringt dieses Geschäftsmodell für die Gründer und Investoren ein beträchtliches Kapital mit sich, bleiben oft durch den Fokus auf Quantität das Wohl der Mitarbeitenden und der Umwelt auf der Strecke. Sogenannte Zebra-Start-ups wollen dem entgegenwirken, indem ein Kompromiss geschlossen wird zwischen Profit und Nachhaltigkeit. Warum diese Wendung in Richtung Qualität vor Quantität wichtig ist und wie sie gelingen kann, erfahren Sie in diesem Artikel.

Zebra statt Einhorn?

Als Einhörner verstehen sich Start-ups mit einer Marktbewertung von über einer Milliarde US-Dollar, und zwar vor einem Börsengang oder Exit. Der Begriff entstand Mitte der 2010er Jahre und seitdem schoss die Anzahl der Einhörner exponentiell in die Höhe. Waren es bis 2016 noch knapp über 170, gelten im Jahr 2020 bereits über 450 Start-ups als Einhörner, die meisten davon stammen aus den USA und China. Die Bezeichnung Einhorn ist kein Zufall, denn fast so hoch wie die Chance, ein Fabelwesen zu finden, ist auch die Entwicklung eines Start-ups zur Milliarden-Dollar-Bewertung. Dieses Ziel erreicht man nur mit der Einstellung, möglichst schnell möglichst viel Gewinn zu erwirtschaften, koste es, was es wolle. Dass für das Wohlergehen der Menschen und für Werte wie Nachhaltigkeit oder Transparenz dabei nur wenig Platz bleibt, kann man sich leicht vorstellen.

Genau das wollen die Zebra-Start-ups ändern. Wie das Zebra, wollen auch diese Unternehmen schwarz und weiß sein, sprich sowohl langfristigen Profit, als auch nachhaltigen Fortschritt für die Gesellschaft bringen. Erstmals eingeführt wurde der Begriff 2017 von vier Gründerinnen aus den USA in dem Artikel „Zebras Fix What Unicorns Break”, die sich unterrepräsentiert fühlten in einem auf exponentielles Wachstum und schnellen Verkauf ausgelegten Venture-Capital-System.

Zebras sind im Gegensatz zu Einhörnern Herdentiere. Fokussieren sich Einhorn-Start-ups auf ein Überholen der Konkurrenz und einen schnellen Verkauf, versuchen Zebras, Kooperationen und Win-Win-Situationen zu schaffen. Dadurch schießen die Gewinne zwar nicht so steil in die Höhe wie bei Einhörnern, stattdessen kann aber regeneratives Wachstum entstehen, das einen nachhaltigen Wohlstand für die Unternehmer und wertvolle Lösungen bestehender Probleme für die Öffentlichkeit bringt.

Frauen an die Macht!

Nimmt man die Vertreter existierender Zebra-Start-ups unter die Lupe, sticht sofort heraus, dass bisher unterrepräsentierte Gruppen die Vorreiter von Nachhaltigkeit sind. Vor allem Unternehmerinnen, die an dem gesamten System der Finanzierung durch Risikokapitalgeber das Interesse verloren zu haben scheinen, setzen sich für diese Art von Geschäftsmodell ein. Durch das langsamere Wachstum ist nicht nur das Risiko geringer, es entsteht auch Raum für Werte wie Umweltfreundlichkeit, faire Bezahlung der Mitarbeitenden und gesellschaftlicher Nutzen.

Für diese Werte setzt sich auch die britische Oxford-Absolventin und Gründerin von drei erfolgreichen Unternehmen, Grace Beverley, ein und beweist, dass sich Nachhaltigkeit und Profitabilität nicht ausschließen müssen. Sie gründete 2019 das Label für Sportbekleidung We Are Tala, das Produkte aus bis zu 94 Prozent recycelten Materialien, unter anderem Plastikflaschen, herstellt. Die Produktion erfolgt in Portugal bei fairer Bezahlung der Arbeiter. Der Grund dafür, dass sich dieses Unternehmen innerhalb kürzester Zeit zum Multi-Millionen-Business entwickelt hat und jede Produktveröffentlichung innerhalb weniger Minuten ausverkauft ist, liegt an den im Vergleich zu Konkurrenten aus der „Fast Fashion“-Szene trotzdem erschwinglichen Preisen. Den Spagat zwischen den veralteten Kategorisierungen in gemeinnützig und gewinnorientiert schlagen auch Unternehmen wie Ecosia, eine kostenlose Browseralternative zu Google, die bei jeder Suchanfrage Bäume pflanzt und so zum Klimaschutz beitragen will. Durch leicht verfügbare Alternativen bei gleichem Preis wollen Zebras dazu beitragen, Nachhaltigkeit zum Mainstream zu machen.

Hindernisse der Zebra-Herde

Die Anzahl der Zebra-Start-ups ist derzeit noch sehr klein, was einerseits an der relativen Neuheit des Begriffs und andererseits an Hindernissen bei der Umsetzung dieses Konzepts liegt, auf die in „Zebras Fix What Unicorns Break“ genauer eingegangen wird. Als erste Hürde wird die bisherige Investition in diverse Produkte genannt. Stattdessen sollte mehr in Prozesse investiert werden, die untersuchen, wie diese Produkte Menschen helfen und Probleme lösen könnten. Wie bereits erwähnt, werden Zebras oft von unterrepräsentierten Gründern entwickelt, in die nur ein Bruchteil der Venture-Finanzierung gesteckt wird. Es ist also unter Umständen schwieriger, Investoren zu finden. Dadurch, dass es erst so wenige erfolgreiche Zebra-Unternehmen gibt, fehlen neuen Gründern auch die Beweise, dass dieses Modell wirklich erstrebenswert und auch profitabel ist. Zusätzlich kommt hinzu, dass es die derzeitigen gesetzlichen und steuerlichen Bestimmungen schwer machen, sich sowohl gemeinnützig als auch gewinnorientiert auszurichten. Das Finden eines geeigneten Systems sowie von Investoren, die bereit sind, hier alternative Wege zu gehen, gestaltet sich bislang noch schwierig.

Eine weitere relevante Problematik nennt sich Greenwashing: Es sieht Nachhaltigkeit als Trend für PR-Methoden, die von Unternehmen genutzt werden, um „grün“ zu wirken und sich damit einen breiteren Kundenkreis zu sichern. Die Marktfähigkeit eines Unternehmens lässt sich deutlich steigern durch das Schaffen eines umweltfreundlichen und verantwortungsbewussten Images, das oft jedoch nur an der Oberfläche wahrer Nachhaltigkeit kratzt. Um wahre Nachhaltigkeit zu schaffen bedarf es mehr als ein bis zwei Sustainability-Seiten im Firmenportfolio, denn nur durch konkrete und weitreichende Schritte in Richtung Klimaschutz und fairer Handel lässt sich echte Veränderung erzielen.

Fazit zu Zebra-Start-Ups:

Trotz oder genau wegen dieser Unsicherheiten und offenen Fragen ist es wichtig, das Geschäftsmodell der Zebra-Start-ups populär zu machen. Je mehr Unternehmer beschließen, Gewinn mit Nachhaltigkeit zu verbinden, anstatt sich für das eine oder andere zu entscheiden, desto mehr Erfolge können daraus generiert und zum Wohle der Öffentlichkeit genutzt werden. In einer Welt des Einmalkonsums, der Klimakatastrophen und schlecht bezahlten Arbeitsleistungen steigt der Bedarf an lösungsorientierten Geschäftsideen stetig und bietet so einen lukrativen Markt für Unternehmer. Schließlich ist der Zweck von Einhörnern mit einer Milliarde Euro Marktwert fragwürdig, wenn dabei das Allgemeinwohl und die Umwelt auf der Strecke bleiben.

Wir gehen mit dieser Welt um, als hätten wir noch eine Zweite im Kofferraum.

Von Jane Fonda

Literatur:

Zebras Fix What Unicorns Break, Medium
https://medium.com/@sexandstartups/zebrasfix-c467e55f9d96

Grace Beverley: The 22-year-old taking on the gym wear world, BBC News
https://www.bbc.com/news/newsbeat-50732940

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