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Squeeze it all out: Von Menschlichkeit keine Spur

Wie kann es sein, dass Mitarbeiter bis auf den letzten Tropfen ausgequetscht werden wie eine Orange? Alles rausholen was geht! Wann kommt der Wendepunkt dieser ausbeuterischen Weg-Werf-Kultur?

Squeeze it - Belastung am Arbeitsplatz - zweikern Blog

Wie kann es sein, dass Menschen in ihrem Job ausgebeutet werden; wie eine Orange ausgequetscht werden, bis kein 'Saft'mehr übrig ist? Wie kann es sein, dass man um seinen Job fürchten muss, wenn man zugibt, dass die Arbeit zu viel und der Druck zu groß wird? Wie kann es sein, dass sich eine Weg-Werf-Kultur etabliert hat, in der Mitarbeiter, die nicht mehr die gewünschte Leistung bringen, einfach ausgetauscht werden?

Geld regiert die Welt

Egal wo man hinsieht, der Egoismus und der eiserne Wille nach Macht und Erfolg steht immer im Vordergrund. Wer die Kosten für den Erfolg Einzelner trägt, ist Nebensache. Dabei werden vor Problemen einfach die Augen verschlossen, damit man sich nicht damit auseinandersetzen muss. Ob nun tausende Tonnen von Müll im Meer landen, riesige Treibstoff Tanker auf Grund laufen, Flüsse mit giftigen Chemikalien verschmutzt werden oder Menschen verhungern müssen, während Tonnen von Nahrungsmittelnauf der Müllhalde landen. Irgendwann wird uns dieses rücksichtslose und egoistische Verhalten auf den Kopf fallen. Aber ist doch alles nicht so schlimm, solange man heute noch Kohle scheffeln kann. Egal in welchem Bereich, in der Politik, in der Privatwirtschaft oder dem Umgang mit der Natur, es wird ausschließlich darüber nachgedacht, wie man kurzfristig soviel Geld herausholen kann wie möglich, ohne an die Zeit danach zu denken. Präventives Denken und Nachhaltigkeit scheinen immer mehr an Aufmerksamkeit zu generieren. Vielen wird klar, dass es nicht mehr lange so weiter gehen kann. Trotzdem passiert in dieser Richtung einfach noch viel zu wenig. Entscheidungen werden hinaus gezögert, hunderte von Abstimmungen, bis am Ende doch lieber alles so bleibt wie es ist. Diese allgemeine Einstellung macht auch vor Unternehmen nicht halt. Vor allem in großen Unternehmen undKonzernen ist dieses kurzfristige Streben nach Erfolg stark verankert. Dabei werden die Mitarbeiter ausgebeutet bis zur letzten Energiereserve ohne Rücksicht auf Verluste. Denn der nächste Mitarbeiter kommt bestimmt.

Rausholen was geht, das ist die Devise!

Menschlichkeit? Fehlanzeige! Es wird alles rausgeholt, was rauszuholen ist. Doch auf welche Kosten? Meistens auf die der Mitarbeiter. Hier gibt es einen gravierenden Unterschied zwischen Familienunternehmen und Großkonzernen. Familienunternehmen sind teilweise über Generationen hinweg mit harter Arbeit aufgebaut worden. Auch die Mitarbeiter sind meist lange im Unternehmen tätig und es herrscht ein freundlicher und wertschätzender Umgang. Unternehmen dieser Art wachsen meist langsam und stetig und es wird viel Wert auf Nachhaltigkeit gelegt, damit zukünftige Generationen immer noch dort arbeiten können. Nicht der schnelle Profit wird angestrebt, sondern der langfristige Erfolg. In Großkonzernen sieht das Bild anders aus: Standorte werden aus dem Boden gestampft, alles dreht sich um schnelles Wachstum und möglichst viel Erfolg, am besten noch heute. Um diese kurzfristigen Ziele zu erreichen werden viele Mitarbeiter ausgequetscht, bis sie nicht mehr können, dann werden sie einfach ersetzt. Bis dato hat sich diese Weg-Werf-Kultur doch gut bewährt, das denkt man zumindest, weil man vor Problemen die Augen verschließt. Es liegt ja sowieso in der Natur des Menschen erst dann präventiv zu arbeiten, wenn es keine Prävention mehr ist, sondern eher Schadensbegrenzung.

Wegschauen macht die Sache auch nicht besser

Die Wegschau-Strategie haben bereits viele Menschen verinnerlicht. „Ist doch nicht mein Problem!“ ist ihr Leitsatz. Viele Probleme auf dieser Erde werden mit Hilfe dieser Technik erfolgreich ignoriert und ausgeblendet. Viele Unternehmen scheuen sich deshalb davor Berater zu engagieren, die zum Beispiel mit Hilfe eines Arbeitsbelastungs-Fragebogen herausfinden möchten, wie es den Mitarbeitern geht. Welchen täglichen Herausforderungen, körperlichen und psychischen Stress und welchen Arbeitsbedingungen sie ausgesetzt sind. Dabei könnte doch herauskommen, dass tatsächlich Probleme vorherrschen. Nun stelle man sich vor, man müsse dann auch noch an diesen negativen Angelegenheiten arbeiten! Na das wäre ja noch schöner! Es könnte ja auch sein, dass die eigenen Qualitäten als Führungskraft in Frage gestellt werden, dass man selbst bewertet wird oder in eine Situation geratet, in der man Verantwortung übernehmen muss. Naja, eigentlich läuft doch alles ganz prima! Wir brauchen keine Veränderung!

Ein Umdenken ist unumgänglich

Auch wenn dieses System im Moment noch mit Biegen und Brechen funktioniert, dies wird nicht mehr lange so weiter gehen können. Fluktuationsraten von 40 – 60 % werden irgendwann nicht mehr tragbar sein, denn das Abwandern von Mitarbeitern kostet nicht nur Geld, sondern ist eine zusätzliche Belastung für bestehende Mitarbeiter. Immer wieder müssen neue Kräfte eingeschult werden, wodurch die Zeit für die eigenen Aufgaben verloren geht. Immer wieder müssen sich die Mitarbeiter auf ein neues Team bzw. neue Teammitglieder einstellen, wodurch sich Projekte verzögern können. Der Wissenstransfer funktioniert nicht mehr, wenn zu viele Mitarbeiter gleichzeitig das Unternehmen verlassen. Auch die Personalbeschaffung wird sich mit der Zeit als immer schwieriger herausstellen. In Zeiten von Kununu und Xing wissen zukünftige Mitarbeiter ziemlich genau, was auf sie zukommt und viele möchten sich nicht mehr ausbeuten lassen. So wird es zu einer Herausforderung wichtige Schlüsselstellen neu zu besetzen. Doch bevor es soweit kommt, sollte frühzeitig eingelenkt werden. Auch wenn wir die Scheuklappenträger Nummer 1 sind, sollten wir in dieser Hinsicht nicht erst etwas tun, wenn es schon zu spät ist. Die Mitarbeiter müssen wieder mehr geachtet und wertgeschätzt werden. Der Mensch sollte das wichtigste Gut in einem Unternehmen sein, denn mit dem Engagement, der Motivation und dem Ehrgeiz der Mitarbeiter steigt und fällt der Erfolg eines Unternehmens.

Noch eine kleine Geschichte zum Abschluss:

Frau Müller arbeitet bereits seit 20 Jahren für ihren Arbeitgeber. Ihre Arbeit bereitet ihr sehr viel Freude und sie arbeitet gerne dort, obwohl es immer wieder Schwierigkeiten mit der Unternehmensleitung gibt. Frau Müller bekommt zu wenig Gehalt und die Arbeitsbedingungen sind miserabel. Frau Müller und einige andere Kollegen fühlen sich unfair behandelt und wollen streiken. Von Kollegen erfährt sie, dass alle Mitarbeiter die bisher versucht haben ihre Rechte einzufordern, sofort gekündigt wurden. In der Belegschaft entsteht die Idee einen Betriebsrat zu gründen, damit die Interessen der Mitarbeiter Gehör finden. Die Geschäftsleitung ist alles andere als begeistert (7 von 10 Unternehmen stellen sich im Durchschnitt gegen eine Betriebsratsgründung und jeder vierte Betriebsratsanwärter wird gekündigt!).

Die Leitung verkündet, dass das Unternehmen mit besseren Konditionen und einer höheren Bezahlung (einer fairen Bezahlung) nicht überleben könne und im Falle einer Betriebsratswahl würde das gesamte Unternehmen schließen. Es wird immer mehr Druck auf die Kandidaten für den Betriebsrat ausgeübt und mit allen Mitteln versucht, diese einzuschüchtern. Einige Mitarbeiter, die wussten wer die Betriebsratswahl organisieren wollte, fingen an Frau Müller und ihre Kollegen zu beschimpfen und zu bedrohen, sie sollen diesen Unfug doch sein lassen. Zu viele Jobs würden auf dem Spiel stehen! Die Betriebsratswahl wurde daraufhin abgesagt undFrau Müller wurde ein paar Wochen später gekündigt, um den restlichen Mitarbeitern zu vermitteln, lieber ihren Mund zu halten.

Erst wirbeln wir den Staub auf und behaupten dann, nichts sehen zu können

von George Berkeley

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