zweikern Blog

Soziale Kontakte als Karriere-Booster: Vitamin B vs. Kompetenz

3 Studien zum Thema "Vitamin B" - Was ist wichtiger bei der Jobsuche? soziale Kontakte am Arbeitsmarkt oder doch Kompetenzen und Qualifikationen?

soziale-Kontakte-Jobsuche-zweikern

Es ist ein sehr heikles Thema, von dem nicht so gern gesprochen wird. Persönlich betrifft einem das Thema erst, wenn man selbst auf Jobsuche ist, denn ohne soziale Kontakte wird es immer schwieriger, in so manchem Unternehmen einen heißbegehrten Job zu ergattern. Es trudeln die Absagen auf zahlreiche Bewerbungen ein, mit der Begründung jemand anderes hätte besser in das Unternehmen gepasst. Manchmal machen sich die Unternehmen nicht einmal mehr die Mühe eine Absage zu verfassen. In so einer Situation stellt man sich dann schon irgendwann die Frage nach dem WARUM. Nun, natürlich kann ein anderer Bewerber schlichtweg besser gewesen sein, vielleicht geht es oft auch um die Sympathie, aber es lässt sich sicherlich nicht abstreiten, dass es in vielen Fällen soziale Kontakte im Unternehmen ausmachen, ob man einen Job bekommt oder eben nicht. In Österreich gibt es einen netten Ausdruck für diesen Vorteil durch Kontakte, nämlich „die Freunderlwirtschaft“. Ich frage mich heute, was beim Zugang zum Arbeitsmarkt die größere Bedeutung hat, soziale Kontakte oder doch die persönlichen Kompetenzen?

Wie wichtig sind soziale Kontakte?

Auf diese Frage sind sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer nicht einig. Laut einer Online Umfrage von karriere.at, in der 563 Arbeitnehmer und 181 Arbeitgeber befragt wurden, gibt es hier große Unterschiede in der Wahrnehmung der Situation am Arbeitsmarkt. Alleine in einem Punkt waren sich beide Seiten einig, wer Beziehungen hat, sollte diese auch nutzen. Rund 39 % der Arbeitnehmer sind davon überzeugt, bei der Bewerbung nur durch Vitamin B und soziale Kontakte eine Chance auf den begehrten Job zu haben. Lediglich 18 % nehmen an, dass sie auch durch ihre Kompetenzen und Qualifikationen einen guten Job ergattern können. Ganz gering ist der Anteil an Befragten, der glaub, bei der Bewerbung würden ausschließlich objektive Kriterien zählen. Auf der anderen Seite glauben nur 4 % der Arbeitgeber, dass soziale Kontakte den wichtigsten Faktor bei der Jobsuche darstellen. Denn rund 43 % sind sich sicher, dass gute Kräfte auch ohne Vitamin B einen guten Job finden werden. 5 % der Arbeitgeber sind der Meinung, dass bei ihnen nur objektive Kriterien zählen. Hier gibt es ganz klar eine große Kluft zwischen den beiden Wahrnehmungen von Arbeitgeber und -Nehmer. Nun stellt sich die Frage, reine Paranoia von Seiten der Arbeitnehmer oder bittere Tatsache? (Online Umfrage von karriere.at, 2011)

Vitamin B als Karriere-Booster

Laut einer aktuellen Studie des Institutes für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung aus 2016 ist es tatsächlich so, dass fast jede dritte Stelle durch persönliche Kontakte zustande kommt. Bei dieser Studie wurden Unternehmen nicht nur gefragt, wie sie neue Mitarbeiter suchen, sondern auch welcher Rekrutierungsweg am Ende zu einer Einstellung geführt hat. Dabei zeigte sich, dass knapp 30 % der Einstellungen durch soziale Kontakte und Empfehlungen von eigenen Mitarbeitern entstanden sind. Auf Platz zwei und drei liegen eigene Inserate in Zeitungen und privaten Arbeitsvermittlungen. Ein Grund dafür könnte sein, dass sich Unternehmen auf die Empfehlung ihrer eignen Mitarbeiter verlassen. Die Annahme dahinter ist, dass sich der Mitarbeiter selbst vermutlich keine Blöße geben möchte und nur Leute empfiehlt, die auch wirklich geeignet sind. (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 2016)

Stellen mit hohem Qualifikationsniveau

In dieser Studie wurde ebenso herausgefunden, dass die Bedeutung und Wichtigkeit von sozialen Kontakten mit einem Anstieg der Qualifikationsanforderungen abnimmt. Das heißt, je komplexer das Anforderungsprofil für eine Stelle, desto weniger wichtig ist das Vitamin B. In solchen Fällen wird doch lieber auf das Internet vertraut, rund 72 % verwenden zur Rekrutierung die eigene Homepage und 55 % Internet Jobbörsen. Dies hat den einfachen Hintergrund, dass hochqualifiziertes Personal über das Internet leichter gefunden und gezielt angesprochen werden kann. Dieser Rekrutierungsweg ist allerdings mit einem höheren Zeitaufwand verbunden und deshalb wird bei der Suche nach ungelernten Arbeitskräften und Personen mit Berufsausbildung lieber auf die persönlichen Kontakte vertraut. (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 2016).

Soziale Kontakte von Männern und Frauen

Eine Studie der TU Braunschweig hat zu diesem Thema die geschlechtsspezifischen Verhaltensmuster in der Art zu Netzwerken untersucht. Zwischen Männern und Frauen gibt es einen großen Unterschied, in welcher Art und Weise wie soziale Kontakte im Berufsleben genutzt werden. Männer suchen eher den Kontakt zu höheren Hierarchieebenen und freunden sich schnell einmal mit dem Vorgesetzten an. So gelangen sie durch den Kontakt zu statushöheren Positionen zu mehr Einfluss. Frauen hingegen, suchen eher den Kontakt auf gleicher Hierarchieebene, zu Kollegen und Kolleginnen. Darüber hinaus nehmen Frauen in ihrer Abteilung gerne die Koordinations- und Vermittlerrolle ein und setzen eher auf eine strategische Position um mehr Einfluss zu generieren. Im Allgemeinen konnte bei dieser Studie aber festgestellt werden, dass Frauen eher kleinere Netzwerke aufweisen und darin auch schlechter positioniert sind, als Männer. Ein Grund könnte laut den Autoren das sogenannte „Old Boy’s Network“ sein, dessen Merkmal die hohe Männerquote in Machtpositionen darstellt. (Studie TU Braunschweig, 2014)

Fazit

Es gibt leider schlechte Nachrichten für all diejenigen, die gerne still und heimlich zu Hause sitzen und von dort aus online Bewerbungen ausfüllen. Der Trend geht nämlich immer weiter dazu, sich ein Netzwerk an beruflichen und auch privaten Kontakten aufzubauen und daraus auch zu profitieren. Weder Arbeitgeber noch Arbeitnehmer sehen es kritisch, von vorhandenen Kontakten auch Gebrauch zu machen und es ist kein No-Go sich bei Freunden und Bekannten um offene Stellen zu erkundigen. Bei alle dem ist aber auf jeden Fall zu beachten, dass soziale Kontakte nicht alles sind. Sie vergrößern die Chancen, sich unter Beweis zu stellen und sind oftmals das Eintritt-Ticket. Hat man den Job einmal ergattert, liegt es aber bei einem selbst sich unter Beweis zu stellen und die Position auch zu behalten. Meist kommt es darauf an, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und dabei kann ein großes Netzwerk definitiv ein Vorteil sein. Hat man keinen riesigen Pool an sozialen Kontakten, ist das aber auch kein Problem, wichtig ist, trotzdem immer mit so vielen Menschen wie möglich darüber zu sprechen. Es gibt immer diesen einen, der einen kennt, der einen kennt, usw.

Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Thema soziale Kontakte als Karriere Booster und die Nutzung von Vitamin B gemacht? Finden Sie es verwerflich soziale Kontakte zu nutzen um einen Job zu bekommen?

Durchs Reden kommen die Leut`zam

Österreichisches Sprichwort

Literatur

  • Brenzel H., Czepek J., Kubis A., Moczall A., Rebien M., et.al. (2016). IAB Kurzbericht: Stellen werden häufig über persönliche Kontakte besetzt. Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, die Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit. via iab.dehttp://doku.iab.de/kurzber/2016/kb0416.pdf
  • Sauer N. C., Kauffeld S., Spurk D. (2014). Sozialkapital in der Karriereentwicklung: Männer, Frauen und ihre Art zu netzwerken- Einfluss auf die Karriere von Berufsanfängern. via researchgate.net
  • Karriere.at (2011) Umfrage: Wie wichtig ist „Vitamin B“ beim Bewerben? Mehrheit hält Kontakte bei der Jobsuche für wichtig. via karriere.at
Cover Data Driven HR
Das neue Whitepaper von zweikern
Zum kostenlosen Download

Schreibe den ersten ##Kommentar##