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Konfliktmanagement: 10 teuflische Faktoren und wie man sie entschärft

Konflikte sind unvermeidlich, aber sie können mehr als nur Spannungen erzeugen. Mit einem guten Konfliktmanagement werden sie zum Motor für Innovation und Wachstum. Lesen Sie, welche 10 Faktoren Konflikte antreiben – und wie Sie diese erfolgreich bewältigen können.

Wo es Menschen gibt, gibt es auch Konflikte. Wenn wir alle immer einer Meinung wären, wäre das Leben erstens ziemlich langweilig und zweitens ohne Entwicklungsmöglichkeiten. Konflikte bieten jedoch eine wertvolle Chance, voranzukommen und sich weiterzuentwickeln – vorausgesetzt, sie werden mit einem professionellen Konfliktmanagement bearbeitet.

Diskussionen müssen in einem gewissen Rahmen stattfinden, sie dürfen nicht ausarten und müssen zielgerichtet moderiert werden. Ohne Konfliktmanagement können persönliche Verletzungen entstehen, und sowohl menschliche als auch finanzielle Schäden im Unternehmen sind vorprogrammiert.

Kosten durch Konflikte

Die Höhe der Kosten, die durch Konflikte entstehen, ist schwer abschätzbar. Aus diesem Grund werden Konfliktkosten in drei Dimensionen eingeteilt.

  1. Person (Mitarbeiterfluktuation, Krankheit und kontraproduktives Verhalten)

  2. Team (Kundenfluktuation, Mängel in der Projektarbeit und entgangene Aufträge)

  3. Organisation (Über- und Unterregulierung, verbesserungsbedürftige Anreizsysteme, arbeitsrechtliche Sanktionen)

Die größten Kosten entstehen durch gescheiterte oder verschleppte Projekte. Laut einer KPMG-Studie (2009) gibt jedes zweite Unternehmen dafür ungeplant mindestens 50.000 Euro pro Jahr aus, jedes zehnte sogar über 500.000 Euro. Effektives Konfliktmanagement kann dazu beitragen, diese immensen Kosten zu reduzieren.

Ursachen für Konflikte

Besonders im europäischen Kulturkreis sind Konflikte sehr negativ behaftet. Dabei werden dieseoft auf menschliche Schwächen, Fehler oder Unfähigkeiten zurückgeführt und daraus entsteht das Bedürfnis der Vermeidung von Konflikten. Wie bereits angesprochen entstehen interpersonelle Reibungenmeist durch Unterschiede in der Persönlichkeit, Ansichten, Herangehensweisen oder verschiedenen Standpunkten. Da die daraus entstehenden Konflikte vermieden werden sollen, werden Unterschiede oftmals unterdrückt. Doch gerade diese Unterschiede tragen einen großen Teil zu unserer Entwicklung, zur Sozialisierung und zum Vorwärtskommen unserer Gesellschaft und Unternehmen bei.

Trotzdem werden Menschen bekämpft, die ihre Meinung offen kundgeben, anstatt den nützlichen Input zu erkennen und zu nutzen. Verschiedene Studien zeigen, wenn eine Gegenposition zu einer Autorität existiert, die Gruppe erfolgreicher abschneidet, als wenn die Gruppe lediglich aus „Ja Sager“ besteht.

Konflikte sind also nicht nur negativ sondern können auch eine Bereicherung für Unternehmen darstellen, da sie neue Dimensionen freisetzen und Entwicklung ermöglichen können. Dazu ist es allerdings sehr wichtig, richtig mit diesen Energienumzugehen und ein gutes Konfliktmanagement im Unternehmen zu etablieren. Denn wenn Konflikte ausarten oder unzureichend bearbeitet werden, kann dies dem Unternehmen schaden und hohe Kosten erzeugen.

Hauptproblematik

Konflikte am Arbeitsplatz verursachen nicht nur Spannungen, sondern offenbaren auch grundlegende Probleme in der Organisation. Diese Herausforderungen betreffen sowohl die eingesetzte Zeit als auch das Wissen, die Ansätze und die Ressourcen, die zur Konfliktbewältigung bereitgestellt werden.

Hoher Zeitaufwand

Eines der größten Probleme an Konfliktsituationen ist der hohe Anteil an Arbeitszeit, den Mitarbeiter mit Führungsverantwortung mit der Konfliktbearbeitung verbringen. Diese Arbeitszeit ist sehr teuer und führt oftmals nicht zur gewünschten Konfliktlösung.

Fehlendes Wissen

Ein weiteres Problem stellt das Ausbildungssystem dar. Während der Berufsausbildung lernen wir sehr wenig in Bezug auf richtige Kommunikation und den Umgang mit Konflikten in Unternehmen. So wissen nur wenige Mitarbeiter wie sie richtig mit alltäglichen Meinungsverschiedenheiten am Arbeitsplatz umgehen können.

Veraltete Ansätze

Vor allem bei Führungskräften ist eine alte, überholte Erfolgstheorie immer noch aktuell: „ Wer erfolgreich sein will, muss stärker, besser und schlauer sein als andere“.

Dass die Kooperation und das Miteinander diese Erfolgstheorie längst überholt hat, ist in vielen Köpfen noch nicht angekommen. Hierbei könnte es einen Zusammenhang zu Konfliktlösemethoden von Führungskräften geben.

Zu wenig Budget

Externe Hilfe bei der Etablierung einer Konfliktkultur kostet natürlich Geld. Diese Hilfe wird zwar in guten Zeiten in Betracht gezogen, allerdings in Krisenzeiten als erstes wieder abgeschafft. Das Bewusstsein, dass sich diese Investitionen langfristig lohnen ist zwar vorhanden, dennoch wird an dieser Stelle als erstes eingespart. Allerdings ist hier ein Umdenken von Nöten, denn der Faktor Mensch wird immer wichtiger als der Faktor Maschine. Nicht mehr die technische Ausstattung und die Qualität der Produkte haben den größten Einfluss auf den Erfolg, sondern die Qualität der Mitarbeiter und die Repräsentation als Gesamt-System nach außen.

Oft fehlt es hierbei auch am Human Resources Management, das sich im Unternehmen für die Mitarbeiter einsetzt, für die Bearbeitung von Defiziten z.B. im Umgang mit Konflikten Sorge trägt und die notwendigen Maßnahmen dazu einleitet.

Teuflische Faktoren, die zu Konflikten führen

Konflikte am Arbeitsplatz entstehen nicht zufällig – sie haben oft tief verwurzelte Ursachen. Diese ‚teuflischen Faktoren‘ sind strukturelle, kommunikative oder psychologische Hindernisse, die Konflikte begünstigen und die Zusammenarbeit erschweren. Im Folgenden beleuchten wir die häufigsten Konfliktauslöser, die in vielen Unternehmen für Spannungen sorgen.

Faktor 1: Fehlender Handlungsspielraum

Wenig Spielraum zur Planung und Kontrolle der Arbeitsbedingungen.

Die Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz sind das um und auf. Sind diese nicht mit einem gewissen Handlungsspielraum verbunden, kann dies zu Unzufriedenheit und Konfliktpotenzial führen.

Faktor 2: Mangelnde Entscheidungsfreiheit

Wenig Entscheidungsspielräume im Arbeitsprozess.

Jeder Mensch möchte sich in der Arbeit entfalten können, dazu gehört es auch eigene Entscheidungen zu treffen und nicht wie ein Hampelmann Anweisungen auszuführen.

Faktor 3: Isolation im Job

Vorwiegend isolierte Tätigkeiten, die keine Kooperation bzw. direkte Kommunikation ermöglichen.

Wir Menschen sind gesellige Wesen, niemand sitzt gerne den ganzen Tag alleine in einem Kämmerchen. Isolation macht uns aggressiv und feindselig, was wiederum zu Konflikten führt.

Faktor 4: Hohe Arbeitsbelastung

Hohe physische und psychische Belastungen (z.B. Lärm, Monotonie, einseitige Belastung).

Stehen wir ständig, ohne Unterbrechung unter hoher Belastung werden wir gereizt und wollen die angestaute Energie irgendwo loswerden.

Faktor 5: Fehlende Entwicklungsmöglichkeiten

Wenig Möglichkeit zur beruflichen Entwicklung.

Jeder Mensch braucht Perspektiven im Leben, ansonsten verfallen wir in einen Trott, in dem Konflikte unvermeidbar sind.

Faktor 6: Kommunikationsfehler

Missverständnisse durch eine fehlerhafte Kommunikation.

Bei der täglichen Kommunikation zwischen Menschen passieren eine Unzahl an Fehlern und Missverständnissen, die sehr schnell zu Konflikten führen. Mehr zum Thema finden Sie hier: Übermittlung von Nachrichten

Faktor 7: Unterschiedliche Werte und Ziele

Unterschiedliche Ansichten in Bezug auf Zielvorstellungen, Werte und Normen.

Hier können auch verschiedene Kulturen aufeinander prallen, die mit der jeweils anderen Lebensart nicht zurecht kommen.

Faktor 8: Streit um Ressourcen

Streit um Ressourcen oder Machtverteilungen.

Ein Mangel an Ressourcen führt unumgänglich zum Streit um die Verteilung von Gütern und auch um die Verteilung von Macht, Aufgaben und Status.

Faktor 9: Zu viele Experten

Es sind zu viele Spezialisten aus dem gleichen Gebiet an einem Projekt beteiligt.

Wenn es zu viele Expertenmeinungen zu einem Thema gibt kommt es mit Sicherheitzum Streit: "Zu viele Köche verderben den Brei".

Faktor 10: Unsicherheiten im Team

Es gibt Ängste und Unsicherheiten unter den Mitarbeitern.

Oft werden Informationen der Führungsriege z.B. über Veränderungen nicht an Mitarbeiter weitergeleitet. Dadurch entstehen Unsicherheiten, die meist in einem Streit zwischenMitarbeitern enden.

Lösungen durch Konfliktmanagement

Ein Teil der vorherrschenden Konflikte kann sicherlich durch Trainings und Coachings für Führungskräfte, ohne allzu große versteckte Kosten, gelöst werden. Dabei muss ein Bewusstsein geschaffen werden um Führungskräfte zu befähigen, Konflikte so schnell wie möglich wahrzunehmen und darauf zu reagieren.

1. Führungskompetenzen stärken

Konflikte zu bearbeiten und Lösungen zu finden ist Aufgabe der Führungskraft. Dazu sollte ein Basiswissen über mediative Prozesse vorhanden sein. Zum Beispiel klare Zuständigkeiten abzuklären, Feedback-Regeln und Nachfragetechniken zu beachten und eine Typologie von möglichen Konflikten zu entwickeln.

Auch durch Kommunikationstrainings, Team-Bildungs-Seminare sowie Coaching mit den Mitarbeitern, kann präventiv gegen Konflikte gearbeitet werden, um diese zu reduzieren.

2. Selbstreflexion fördern

Ein weiterer Aspekt stellt die Selbstreflexion dar, denn die Basis von Führung ist Selbstführung. Dabei sollten sich Führungskräfte die Frage stellen, wie sie mit Konflikten umgehen, in denen sie selbst involviert sind.

3. Kommunikation verbessern

In Teams ist der Umgang mit Konflikten besonders schwierig. Ein kreatives Team besteht aus vielen unterschiedlichen Persönlichkeiten und setzt eine gute interne Kommunikation voraus. Durch die Unterschiede entstehen leicht Konflikte, die zu einem gewissen Teil positiv sind, da sie die Mitglieder der Gruppe zum Nachdenken anregen. Geht der Konflikt aber über eine gewisse Grenze hinaus, ist die Zusammenarbeit gefährdet. Hierbei ist es für Führungskräfte wichtig, das Team zwar zu führen, dabei jedoch nicht zu dominant zu wirken.

4. Konflikte als Chance sehen

Ein weiterer bedeutender Aspekt ist das Wissen über die Variabilität der sozialen Wahrnehmung. Menschen entwerfen ununterbrochen Bilder und mentale Modelle über soziale Begebenheiten. Über dessen Veränderbarkeit und Unterschiedlichkeit sollte eine gute Führungskraft Bescheid wissen. So erleben verschiedene Menschen, die gleiche Situation, ganz unterschiedlich. Dies kann eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Konflikten spielen.

Wichtig ist es, die positiven Aspekte des Konfliktes zu erkennen und nicht zu versuchen, diese zu unterdrücken, sondern sich damit auseinanderzusetzen. Denn Konflikte decken Probleme auf, verhindern Stagnation und Erstarrung und regen das Interesse und die Neugier an. Dies kann in der Folge zu Veränderungen in der Gesellschaft, in Organisationen, in Beziehungen und in der Persönlichkeit führen.

Der Konflikt ist der Motor für Veränderung

Unbekannter Autor

Literaturverzeichnis

  • Hiersche B. „Konflikte und Konfliktkosten in Unternehmen“, 2003.

  • ÖTSCH W. "Konflikte in Unternehmen sind der Normalfall", 2011.

  • Dr. Schraps U. „Konflikte in der Arbeitswelt“.

  • KPMG, Konfliktkostenstudie, Die Kosten von Reibungsverlusten in Industrieunternehmen, 2009.

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