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zweikern beim Interview: Weiche Faktoren oder doch lieber schneller Erfolg?

Weiche Faktoren in Unternehmen werden oftmals immer noch müde belächelt. Der Psychologe und Gründer von zweikern, Andreas Kerneder, greift das Thema des Einflusses weicher Faktoren auf Unternehmen auf und erklärt worauf man achten sollte, wenn man sich hier weiterentwickeln möchte.

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Weiche Faktoren in Unternehmen werden oftmals immer noch müde belächelt. Der Psychologe und Gründer von zweikern, Andreas Kerneder, greift das Thema des Einflusses weicher Faktoren auf Unternehmen auf und erklärt worauf man achten sollte, wenn man sich hier weiterentwickeln möchte. Eines kann ich schon mal vorweg nehmen: Schnell geht hier gar nichts! Und somit zur ersten Frage:

Herr Kerneder, welche Bedeutung haben für Sie weiche Faktoren im Unternehmen?

Das lässt sich einfachbeantworten. Eine große Bedeutung!

Ich möchte das aber natürlich nicht unbegründet lassen. Zum einen bin ich Psychologe und beschäftige mich hauptsächlich mit weichen Faktoren, wie Kommunikation bzw. der gesamten Kultur eines Unternehmens. Zum anderen haben eben genau diese Faktoren einen unglaublichen Einfluss auf die harten Fakten eines Unternehmens. Um langfristig erfolgreich sein zu können, wäre es somit tatsächlich eher kontraproduktiv, die angesprochenen weichen Faktoren zu ignorieren.

Denken Sie, dass weiche Faktoren einen Einfluss auf den Unternehmenserfolg haben? Wenn ja, welche Faktoren sind besonders wichtig?

Wie eben vorhin schon beschrieben, denke ich, dass für den Erfolg eines Unternehmens weiche Faktoren nicht zu ignorieren sind. Gerne kann ich darauf eingehen, warum ich das so sehe.

Um erfolgreich zu sein, muss das Produkt, das ich anbiete, ein gewisses Maß an Qualität aufweisen. Qualität wird meiner Meinung nach aber nicht erzwungen, sondern wird aufgrund einer florierendenUnternehmenskultur erzeugt – ganz nebenbei. Klingt wahrscheinlich etwas plakativ, ist aber tatsächlich so. Erst vor einer Woche habe ich einen wissenschaftlichen Artikel gelesen, in dem beschrieben wurde, dass fast jeder zweite Arbeitnehmer in Deutschland mit seiner alltäglichen Tätigkeit unzufrieden ist. Wie sollen Menschen, die unglücklich sind, nur ansatzweise die Qualität leisten, die es braucht um erfolgreich zu sein?

Das ist eigentlich eine ganz einfache Regel, die wir hier festhalten können: “Unglückliche Mitarbeiter werden niemals den Anspruch an sich selbst haben, dem Unternehmen etwas Gutes zu tun!” Warum auch?

Das soll auch nicht bedeuten, dass man sich gänzlich nach den Mitarbeitern richtet oder Entscheidungen trifft, nur um es der Belegschaft Recht zu machen. Hier geht es vielmehr darum zu kommunizieren. Ja ich weiß, wieder mal das Thema Kommunikation. Es ist aber tatsächlich so breit gefächert, dass meine wenigen Worte heute nicht ausreichen, um diesem Thema gerecht zu werden. Aber eines möchte ich dazu loswerden: Transparenz ist EINSchlüssel zum Erfolg. Wenn ich alsFührungsperson meine Entscheidungen begründe, werde ich auf deutlich weniger Reaktanz stoßen. Somit haben wir den zweiten Teil der Frage beantwortet. Kommunikation in seiner ganzen Pracht schafft einen großen Schritt in die Richtung zum Erfolg. Eigentlich möchte ich die Metapher eines Schrittes gar nicht nennen. Ein Schritt ist etwas kurzfristiges. Der Prozess, sich selbst und die Kultur innerhalb eines meines Unternehmens zu verändern, ist keinesfalls in zwei Tagen zu erreichen. Zumindest nicht nachhaltig. Hier braucht es mehr Zeit. Einen pauschalisierten Zeitraum gibt es aber nicht.

Warum wird weichen Faktoren Ihrer Meinung nach immer noch zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt?

Das lässt sich schnell beantworten: Sie erzeugen keine schnellen Ergebnisse!

Hier muss man aber langfristig denken. Ja, es stimmt, dass Kommunikation einen Umsatzzuwachs von etwa 50 % erzeugen kann. Aber auf keinen Fall innerhalb wenigen Tagen. Und genau hier liegt das Problem. Viele Unternehmen wollen einfach kein Geld in Dinge investieren, die sich nicht sofort auszahlen. Als Psychologe ist man definitiv nicht dazu in der Lage zu schnipsen, um Veränderung zu erzeugen. Hier gehört ein hohes Maß an Selbstverantwortung dazu. Das dürfte der zweite Punkt sein. Fassen wir das zusammen:

  1. Es dauert!
  2. Es kostet Geld!
  3. Es ist anstrengend und braucht ein hohes Maß an Selbstverantwortung!

Das sieht jetzt nicht sehr vielversprechend für die Psychologen da draußen aus. Aber Fakt ist, dass der Weg, wenn ich ihn einmal gegangen bin, sich auch lohnen wird. Man verändert sich ja schließlich nicht für den Hilfesteller, sondern nur für sich selbst. Diese Investition muss es einem Wert sein. Ansonsten können noch so viele Psychologen noch so viel psychologisieren, Veränderung kann aber meist nicht erzeugt werden.

Welche Rolle spielen Führungskräfte in Bezug auf weiche Faktoren? Können Führungskräfte an weichen Faktoren arbeiten und so indirekt den Erfolg des Unternehmens beeinflussen?

Die Rolle der Führungskraft hinsichtlich weicher Faktoren ist die wichtigste Rolle überhaupt. Gibt die Führungskraftkeinen Raum, um an diesen arbeiten zu können, ist jede noch so intensive Bemühung etwas zu verbessern vergebene Mühe! Viel zu oft kristallisiert sich in verschiedenen Gesprächen mit Führungskräften folgende Aussage heraus: “Veränderung? JA klar! Aber bitte nicht bei mir! Es gibt genug Probleme, die meine Mitarbeiter betreffen!”

Ab diesem Zeitpunkt ist es Zeit für den Psychologen zu gehen. In einem Betrieb, in dem diese Einstellung vorherrscht, kann in keinem Fall gearbeitet werden. Soll heißen: Ohne Führungskraft, die die Bereitschaft aufbringt, sich unter Anstrengung Fähigkeiten anzueignen, kann ich nicht erwarten, dass die Mitarbeiter eines Unternehmens es tun. Oder wie sagt der Volksmund immer so schön: Der Fisch beginnt immer am Kopf zu stinken.

Haben Sie Tipps für Unternehmen und Führungskräfte, wie man weiche Faktoren verbessern kann bzw. Sensibilität für dieses Thema schaffen kann?

Gibt es einen schnellen Tipp? Ich kann es versuchen.

Vergessen Sie diese ganzen 2-Tages Seminare, im Glauben daran, mit diesem Vorgehen etwas zu bewirken. Und wenn Sie trotz alledem auf diese Form der Fortbildung nicht verzichten wollen, dann seien Sie auch als Führungskraft ein Teil dieses Workshops. Sie grenzen sich ansonsten mit eigenem Zutun aus der Gruppe aus. Ein funktionierendes Team kann so auf keinen Fall entstehen. Die Frage, warum nach drei Wochen wieder alles so ist wie vor dem Training ist definitiv hinfällig, wenn Sie als Führungskraft nicht die Verantwortung übernehmen Teil dieses Veränderungs- bzw. Verbesserungsprozesses zu sein.

Wollen Sie es richtig machen, nehmen Sie sich Zeit und sehen Sie das Optimieren der vorherrschenden Unternehmenskultur als langwieriges Projekt. Nur so entsteht ein fruchtbarer Boden, der Früchte tragen wird. Und seien Sie geduldig mit sich selbst. Nichts geht von heute auf morgen!

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