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Heimarbeit vs. Büro: Der Kampf um mehr Produktivität

Ob Heimarbeit prinzipiell gut oder schlecht ist, ist wohl nicht zu beantworten. Man sollte auch kein „Entweder-Oder“ daraus machen, denn beides hat Vor- und Nachteile sowohl für den Mitarbeiter, als auch für das Unternehmen.

Homeoffice-vs-Office

Der Homeoffice-Meinungskrieg wütet nun schon seit Jahren. Die einen sagen: So ein Blödsinn, zu Hause sei man unproduktiver und Mitarbeiter würden nur auf der faulen Haut liegen. Andere wiederum sind der Meinung, mit Heimarbeit könnte man das Berufs- und Privatleben besser vereinen und durch weniger Ablenkungen könne man ein höheres Arbeitspensum leisten. Aus diesem Grund stellen wir uns heute die Frage: Macht Heimarbeit Sinn, oder ist man doch im Büro produktiver?

Laut einer Studie des DIW Berlin (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung) arbeiten nur 12 Prozent aller abhängigen Beschäftigten in Deutschland ausschließlich oder teilweise von zu Hause aus. Allerdings wäre es laut Schätzungen bei 40 Prozent der Beschäftigten möglich, Heimarbeit zu betreiben. Der häufigste genannte Grund für diesen Wunsch ist die zeitliche Autonomie, meistens scheitert der Wunsch nach Heimarbeit allerdings an den Vorgesetzten. Obwohl viele Mitarbeiter, die Homeoffice betreiben, teilweise überdurchschnittlich viel arbeiten und auch unbezahlte Mehrarbeit leisten, sind sie zufriedener mit ihrer Arbeit, als ihre Kollegen im Büro. Besonders deutlich wird dieser Unterschied, wenn man die Arbeitszufriedenheit von Homeoffice-Mitarbeitern mit jenen Office-Mitarbeitern vergleicht, die sich Heimarbeit wünschen würden, aber nicht können oder dürfen.

Ob Heimarbeit prinzipiell gut oder schlecht ist, ist wohl nicht zu beantworten. Man sollte auch kein „Entweder-oder“ daraus machen, denn beides hat Vor- und Nachteile, sowohl für den Mitarbeiter, als auch für das Unternehmen.

Heimarbeit: Pro

Lange Anfahrtszeiten bleiben aus

In der Früh ist immer die Hölle los auf den Straßen, vielleicht steht man sogar noch im Stau und die Parkplatzsuche kostet einiges an Nerven. Es gibt definitiv einen harmonischeren Weg, um in den Arbeitstag zu starten. Darüber hinaus frisst der tägliche Weg in die Arbeit einiges an Zeit und auch Geld. 1 bis 2 Stunden Anfahrtszeit haben oder nicht haben, das macht schon was aus.

Ungestörteres Arbeiten

Ein großer Vorteil an der Heimarbeit ist sicherlich das ungestörte Arbeiten. In vielen Großraumbüros ist der Lärmpegel ziemlich hoch, ständig braucht irgendwer irgendetwas, da ein Meeting, dort eine Besprechung. Am Weg zum Drucker, quer durch die Abteilung wird man noch 5-mal angequatscht. Dieses Problem hat man zu Hause nicht, man kann sich voll und ganz darauf konzentrieren ,was zu tun ist, ohne Unterbrechungen und teilweise sinnlosen Meetings.

Motivation

Ständige Kontrolle, wenig Entscheidungsspielräume und Flexibilität können für Mitarbeiter sehr demotivierend sein. Diesem Problem wirkt Heimarbeit entgegen, denn die Führungskraft schenkt dem Mitarbeiter volles Vertrauen. Der Mitarbeiter kann sich die Arbeitszeit selbst einteilen und hat auch mehr Einfluss darauf, wann er welche Aufgaben erledigt.

Flexibilität

Viele Mitarbeiter wünschen sich mehr Flexibilität. Gleitzeit ist bereits eine gute Möglichkeit sich die Arbeitszeit besser einteilen zu können. Eine Stufe darüber liegt die Heimarbeit. Wenn mit dem Chef abgesprochen, spricht nichts dagegen mal am Wochenende zu arbeiten und sich dafür unter der Woche einen Tag freizunehmen, oder einen Nachmittag mit den Kindern zu verbringen und sich dafür am Abend an die Arbeit zu setzen.

Weniger Streitereien

Zusammenarbeit mit vielen Menschen und Persönlichkeiten bedeutet meist auch Konflikte und Streitereien. Dies kann einiges an Zeit kosten und durch ein negatives Betriebsklima kann die Produktivität sinken. Die ewigen Streitereien und Pöbeleien unter Kollegen erspart man sich, wenn man erst gar nicht im Büro erscheint.

Work-Life Balance und Arbeitszufriedenheit

Mitarbeiter, die Heimarbeit betreiben sind durchschnittlich zufriedener mit ihrer Arbeit, obwohl sie mehr unbezahlte Überstunden machen, als Kollegen im Büro. Durch die Heimarbeit lässt sich das Privat- und Berufsleben besser miteinander vereinbaren.

Produktiveres Arbeiten

Ich habe schon des Öfteren gelesen, dass die Produktivität von Mitarbeitern im Homeoffice höher sein soll, als bei Office-Mitarbeitern. Ich denke, dies kann man aber nicht verallgemeinern und hängtmit Sicherheit auch von der Persönlichkeit des Mitarbeiters ab.

Heimarbeit: Contra

Kommunikation bleibt aus

Einer der wichtigsten Faktoren, für eine gute Zusammenarbeit unter Kollegen, ist die Kommunikation. Natürlich es gibt Handy, Skype, Videokonferenzen etc., dennoch ist der persönliche Kontakt schwer zu ersetzen. Das Netzwerken unter Kollegen bleibt bei der Heimarbeit aus und auch enge Beziehungen zwischen den Mitarbeitern sind schwer zu halten.

Arbeiten im Team wird zur Herausforderung

Bei Projekt- oder Teamarbeiten ist Heimarbeit nicht zu empfehlen. Ein Projekt lebt von der aktiven Zusammenarbeit mit Menschen, von angeregten Diskussionen und dem Austausch miteinander. Sitzt jedes Teammitglied alleine zu Hause vor dem Laptop, kann nie die selbe Dynamik entstehen, als wenn man gemeinsam an einem Tisch sitzt. Darüber hinaus dauern einzelne Arbeitsschritte meist länger, wenn nicht jedes Teammitglied zur selben Zeit im Homeoffice-Büro arbeitet.

Bei Fragen muss man ständig zum Hörer greifen

Werden Arbeitsaufträge von zu Hause aus erledigt, die neu oder noch unklar sind, muss man ständig telefonieren. Vieles ist über das Handy schwieriger zu erklären, als es einfach vorzuzeigen. So kann man auch leicht aneinander vorbeireden, es entstehen Missverständnisse und Fehler werden erst spät erkannt.

Eintönigkeit ohne kurzen Kaffeetratsch

Es ist schon nett, sich in kurzen Pausen mit Kollegen auf einen Kaffee zusammenzusetzen. Während einem kleinen Plausch kann man kurz abschalten und runterkommen, um danach wieder konzentriert weiterzuarbeiten. Wenn man zu Hause eine Pause macht und noch kurz den Geschirrspüler ausräumt oder die Wäsche aufhängt, ist das für viele nicht sehr entspannend.

Arbeit- und Privatleben verschwimmt

Menschen, die von zu Hause aus arbeiten, kommen meist auf eine höhere Anzahl an Arbeitsstunden in der Woche, als im Büro. Grund dafür ist, dass die Arbeitszeit mit dem Feierabend doch irgendwann verschwimmt und man nicht mehr so genau einschätzen kann, wie viel man schon gearbeitet hat. So fällt es am Abend auch schwerer, abzuschalten und nicht mehr an die Arbeit zu denken.

Man braucht eine Menge an Selbstdisziplin

Heimarbeit ist sicher nicht für jeden geeignet. Man braucht nicht nur einiges an Selbstdisziplin, sondern auch eine gute Organisation und Gewissenhaftigkeit.

Innovation bleibt aus

Gute Ideen entstehen oft in der Gruppe, wenn man über Dinge diskutiert oder sich über Themen austauscht. Geht es also darum, innovative und kreative Ideen zu kreieren, sollte man doch lieber das Büro vorziehen.

Fazit

Ich persönlich denke, es gibt keine richtige oderfalsche Variante; die Mischung macht es. Heimarbeit hat definitiv seine Vorzüge und kann bei manchen Mitarbeitern auch absolut Sinn machen. Es gibt allerdings auch Menschen, die damit nicht umgehen können oder die Situation ausnutzen. Wenn es die Arbeit zulässt, würde ich eine Mischung von Office und Homeoffice empfehlen. Der Kontakt zu Kollegen und Chef ist enorm wichtig für ein funktionierendes Betriebsklima und dies kann eben nur aufrechterhalten werden, wenn man sich mindestens ein bis zweimal die Woche sieht. Es spricht aber sicher nichts dagegen, öfters an einen Freitag Heimarbeit zu betreiben. Gerade dann, wenn man einen verkürzten Arbeitstag vor sich hat, bietet sich Homeoffice besonders gut an. Man spart sich den Weg in die Arbeit und den üblichen Smalltalk mit den Kollegen und kann sofort an die Arbeit gehen. Über einen kürzeren Zeitraum hinweg ist es auch zu Hause kein Problem, sich zu konzentrieren und die Motivation bleibt erhalten.

Nichts kann den Menschen mehr stärken als Vertrauen, das man ihm entgegenbringt.

von Paul Claudel

Literatur

  • Brenke K. (2016). Home Office: Möglichkeiten werden bei weitem nicht ausgeschöpft. DIW Wochenbericht, 95-105.
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