Betriebliche Gesundheitsförderung: Eine digitale und sensitive Lösung
Mit datengetriebener Gesundheitsförderung und KI frühzeitig Belastungen erkennen und wirksam handeln.

Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) ist heute wichtiger denn je. Steigende Krankheitsausfälle, insbesondere durch psychische Belastungen, sind eine ernsthafte Herausforderung für Unternehmen. Allein zwischen 2022 und 2023 stieg die Anzahl der Fehltage aufgrund psychischer Störungen um acht Prozent (TK, 2024). Dies verdeutlicht die Dringlichkeit, bedarfsorientierte und wirksame Gesundheitsförderung in Organisationen zu etablieren.
Dieser Blogartikel beleuchtet die Herausforderungen eines modernen Gesundheitsmanagements und zeigt auf, wie eine digitale, datengetriebene und dennoch sensitive Lösung aussehen kann. Zudem wird die Rolle der Künstlichen Intelligenz (KI) in der betrieblichen Gesundheitsförderung untersucht.
Stressempfinden am Arbeitsplatz steigt
Verschiedene Faktoren wie schlechte Bilanzen, Stellenabbau, Innovations- und Wettbewerbsdruck sowie Fachkräftemangel sorgen für zunehmenden Stress am Arbeitsplatz. Diese Entwicklungen sind keine neuen Phänomene, doch ihre Kumulation in der aktuellen Zeit führt zu steigenden Fehlzeiten und sinkender Produktivität.
Ein Hauptgrund dafür sind die wachsenden psychischen Belastungen der Mitarbeitenden. Unternehmen und ihre HR-Abteilungen stehen vor der Herausforderung, effektive Maßnahmen zur Gesundheitsförderung zu entwickeln und so Fehlzeiten zu reduzieren.
Herausforderungen der betrieblichen Gesundheitsförderung
Die betriebliche Gesundheitsförderung steht vor vielfältigen Herausforderungen, die häufig auf individuelle und organisatorische Unterschiede zurückzuführen sind. Neben der Komplexität, die Bedürfnisse jedes einzelnen Mitarbeitenden zu verstehen, mangelt es oft an strukturierten Prozessen, die auf verlässlichen Daten basieren. Im Folgenden beleuchten wir zwei zentrale Problemfelder genauer.
Individuelles Empfinden verstehen
Betriebliche Gesundheitsförderung muss die Individualität des Stressempfindens berücksichtigen. Jede*r Mitarbeitende erlebt Stress anders, was es schwierig macht, universelle Lösungen zu finden. Ein wirksames Gesundheitsmanagementsystem muss diese Unterschiede anerkennen und berücksichtigen.
Oftmals greifen Unternehmen auf allgemeine Maßnahmen wie Seminare zurück, die jedoch häufig auf generischen Annahmen basieren. Doch betriebliche Gesundheitsförderung muss auf die spezifischen Bedürfnisse der Mitarbeitenden und des Unternehmens zugeschnitten sein, um wirklich wirksam zu sein.
Fehlende datengestützte Prozesse
Ein weiteres zentrales Problem ist der Mangel an datengestützten Prozessen. Viele Unternehmen scheitern bei der Implementierung von Gesundheitsprogrammen, weil sie keine solide Datenbasis haben. Häufig sind Daten fragmentiert oder von schlechter Qualität, und es fehlt die Fähigkeit, diese Daten in sinnvolle Handlungsfelder zu übersetzen.
Gerade im Bereich der psychischen Belastungen ist es unerlässlich, den Ist-Zustand der Arbeitsbelastungen korrekt abzubilden.
Die Lösung: Datengetriebenes Gesundheitsmanagement
Um den individuellen und unternehmensspezifischen Anforderungen gerecht zu werden, sollten Unternehmen einen strukturierten, datengetriebenen Prozess für die betriebliche Gesundheitsförderung implementieren. Ein solcher Prozess umfasst die folgenden Schritte: Erfassung der Belastungsfaktoren, Ableitung von Handlungsfeldern, Umsetzung von Maßnahmen und Überprüfung der Wirksamkeit.
Messung der Belastungsfaktoren
Zu Beginn des Prozesses müssen die Belastungsquellen erfasst und bewertet werden. Befragungen sind eine einfache und ressourcensparende Methode, um Belastungen zu identifizieren. Doch viele Mitarbeitende sind oft frustriert, weil es eine Vielzahl an Umfragen gibt, deren Ergebnisse keine sichtbaren Veränderungen nach sich ziehen. Das führt zu geringer Teilnahmebereitschaft und beeinträchtigt die Wirksamkeit der betrieblichen Gesundheitsförderung.
Ein transparentes Corporate Health Monitoring, bei dem die Ergebnisse in Echtzeit eingesehen werden können, ist daher entscheidend. Sowohl die individuellen als auch die Team-Ergebnisse sollten direkt sichtbar sein, um gesundheitsorientierte Diskussionen zu ermöglichen und motivierende Veränderungen einzuleiten.
Handlungsfelder ableiten und Maßnahmen umsetzen
Basierend auf den Ergebnissen der Analyse können gezielte Handlungsfelder identifiziert werden. Diese Maßnahmen sollten nicht nur kurzfristige Probleme lösen, sondern auch langfristige Strategien zur Förderung einer gesunden Arbeitskultur entwickeln.
Sowohl Mitarbeitende als auch Teams sollten die Möglichkeit haben, individuelle Gesundheitsprofile zu erstellen und deren Fortschritt nachzuhalten. Auf kollektiver Ebene sollten Unternehmen ein organisationales Gesundheitsprofil entwickeln, um systemische Herausforderungen gezielt anzugehen.
Wirksamkeit sicherstellen
Ein großer Vorteil eines datengetriebenen Gesundheitsmanagements ist die Möglichkeit, die Wirksamkeit der Maßnahmen zu überprüfen. Es wäre fatal, viel Zeit und Geld in teure Gesundheitsprogramme zu investieren, die keine positiven Effekte zeigen.
Die kontinuierliche Überprüfung der Belastungsfaktoren ermöglicht es, schnell zu reagieren und neue Prioritäten zu setzen. So bleibt das Thema Gesundheit dauerhaft im Fokus und wird nicht als einmalige Initiative wirkungslos verpuffen. Betriebliche Gesundheitsförderung wird durch Daten und Fakten untermauert, was ihre Effektivität messbar macht.
KI in der betrieblichen Gesundheitsförderung
Künstliche Intelligenz (KI) bietet auch in der betrieblichen Gesundheitsförderung erhebliche Vorteile. Durch KI können Unternehmen große Mengen an Gesundheitsdaten analysieren und präzise Erkenntnisse gewinnen. KI kann Gesundheitsdaten aus verschiedenen Quellen interpretieren, die stärksten Belastungsfaktoren aufzeigen und individuelle sowie kollektive Gesundheitsrisiken identifizieren.
Dank KI können Unternehmen frühzeitig Trends erkennen und von einer reaktiven zu einer proaktiven Gesundheitsstrategie wechseln. So lassen sich potenzielle Risiken frühzeitig minimieren und die Gesundheit der Mitarbeitenden nachhaltig fördern.
Zusammenfassung
Ein datengetriebenes, von KI unterstütztes Gesundheitsmanagement bietet Unternehmen eine effektive Möglichkeit, eine gesunde Arbeitsumgebung zu schaffen und die Mitarbeitergesundheit langfristig zu fördern. Regelmäßige Analysen und die Identifikation von Belastungsfaktoren ermöglichen es Unternehmen, gezielte Maßnahmen abzuleiten und deren Wirksamkeit zu überprüfen.
Mit datengetriebener betrieblicher Gesundheitsförderung und der Unterstützung durch KI können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Gesundheitsmaßnahmen nicht nur kurzfristige, sondern auch langfristige positive Effekte haben und die Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden nachhaltig steigern.
Der größte Fehler ist, sich vor dem Stress zu verstecken, statt ihn zu managen.
von Hans Selye
Weiterführende Literatur
TK (2024). Gesundheitsreport 2024 Arbeitsunfähigkeiten, unter https://www.tk.de/resource/blob/2168508/ee48ec9ef5943d2d40dc10a76bedf290/gesundheitsreport-au-2024-data.pdf
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA): „Stressreport Deutschland 2023“
Eine umfassende Analyse zu psychischen Belastungen, Stressfaktoren und gesundheitlichen Auswirkungen im beruflichen Umfeld.
Deloitte Insights: „Workplace Well-being in the Digital Era“
Einblicke, wie Unternehmen digitale Technologien und KI für betriebliche Gesundheitsförderung und Produktivität nutzen.
AOK Fehlzeiten-Report 2024
Aktuelle Daten zu Fehlzeiten, Krankheitsursachen und Trends in der betrieblichen Gesundheitsförderung.