Auf den Kern gebracht #4: Change Management
Der vierte Teil von „Auf den Kern gebracht“ thematisiert einen Begriff, der seit Jahren sämtliche Abteilungen eines Unternehmens durchläuft: „Change Management“. Welche Rolle dieses Trendwort für Ihre Position im Unternehmen spielt, lesen Sie in diesem Artikel.

Change Management ist ein Thema, das mittlerweile schon in jedes Unternehmen Einzug gefunden hat. Was dieser Anglizismus eigentlich bedeutet und welche Rolle er für Ihre Position im Unternehmen spielt, lesen Sie in diesem Artikel.
Das Henne-Ei-Problem
Change Management bezeichnet das planvolle Gestalten von Maßnahmen zur Umsetzung von Strategien. Das Ziel von Change Management ist die Erreichung eines Zielzustands, der sich durch eine strukturelle bzw. funktionale Veränderung in der Unternehmensorganisation zeigt. Change Management umfasst dabei Techniken, die zur Steuerung der Wandlungsprozesse erforderlich sind. In Abgrenzung zur strategischen Unternehmensführung richten sich die Aufgaben des Change Managements vor allem nach innen, also auf die Mitglieder der sich wandelnden Organisation oder Unternehmen. Strategische Unternehmensführung hingegen versucht, das Unternehmen optimal an die Umwelt anzupassen.
Oftmals stellt man sich in Unternehmen jedoch die Frage: Was kommt eigentlich zuerst? Strategy follows Change oder Change follows Strategy? Somit beschreibt Change Management häufig ein wirtschaftswissenschaftliches Henne-Ei-Problem. Es zeigt sich in folgendem Dilemma: Heutzutage sind sowohl interne als auch externe Faktoren dafür verantwortlich, dass Unternehmen einem Wandel unterliegen und eine Strategie entwickeln müssen, die Unternehmensziele trotz oder gerade aufgrund von Wandel zu erreichen. Andererseits geben gerade die von oben aufgezeigten Unternehmensziele eine gewisse Richtung vor, in die sich ein Unternehmen verändern kann.
Es wird also deutlich: Um einen Wandel erfolgreich und unternehmensdienlich durchzuführen, bedarf es einer Strategie, die innerhalb dieses Kreislaufs ansetzt.
Die Igel-Taktik
Schauen wir uns zur Verdeutlichung ein Beispiel an: Die Apotheken in Deutschland unterlagen bis vor einiger Zeit noch einer Vielzahl von gesetzlichen Regelungen wie beispielsweise der Apothekenpflicht von Medikamenten und einer Preisbindung für nicht verschreibungspflichtige Medikamente. Der Bestand und das Geschäft der deutschen Apotheken war somit gesetzlich geschützt, sodass sich die Apotheken keinem Konkurrenzkampf in Form von Preiskämpfen stellen mussten. Auf Druck der Europäischen Union wurde 2004 die Preisbindung für nicht verschreibungspflichtige Medikamente aufgehoben. Die Verbreitung des Internets förderte die Eröffnung von Online-Apotheken und stellte die klassischen Apotheken nun vor die große Herausforderung, ihre Unternehmensstrategie ändern zu müssen. Die bis dato erfolgreiche „Igel-Taktik“, die die Apotheken praktiziert hatten, wurde durch die gesetzliche Änderung völlig zerstört. Fakt ist also: Proaktiver Wandel im Unternehmen bietet einen besseren Schutz vor externen Einflüssen als eine reaktive Verteidigungstaktik.
Auch unternehmensinterne Veränderungsprozesse führen dazu, dass sich ein Unternehmen ständig neu positionieren muss. Change Management ist eine effiziente Möglichkeit, um die Mitarbeiter durch eine interne Veränderung zu begleiten. Change Management bedient sich allerdings keiner zuvor definierten Maßnahmen, sondern muss sich situationsgerecht an die jeweiligen Ist-Zustände anpassen.
Ansatzpunkte des Change Managements
Ansatzpunkte von Change Management können also erstens das Individuum mit seinen Fähigkeiten, seinen Rollen innerhalb der Organisation und seinem Verhalten sein. Zweitens ist eine Möglichkeit der Intervention die anzutreffende Organisationskultur. Die Symbole, Werte und Normen unterscheiden sich von Unternehmen zu Unternehmen und lassen durch ihre Einzigartigkeit keine Maßnahmengestaltung nach Schema F zu, sondern bedürfen individueller Ausgestaltung. Der dritte Ansatzpunkt des Change Managements ist eine strukturelle Reorganisation des Unternehmens. Wie bereits im Beispiel der Apotheke aufgezeigt, müssen die klassischen Apotheken nun eine neue Unternehmensstrategie entwickeln, um sich diesem neuen Konkurrenzkampf stellen zu können. Gegebenenfalls müssen Technologien, Ressourcen und Abläufe neu strukturiert oder gar neu implementiert werden. Außerdem wird eine Apotheke nun nicht mehr weiterhin ausschließlich Apotheker beschäftigen können, da die durch den Konkurrenzkampf entstandene Preissenkung solche Löhne nicht mehr decken kann. Es muss zunehmen auf kundenorientiertes Servicepersonal gesetzt werden, das sich bei fachspezifischen Fragen an den/die ApothekerIn wenden kann.
Der Faktor Mensch
Wie bereits erwähnt findet Change Management vor allem da statt, wo der Wandel im Unternehmen stattfindet: bei den Mitarbeitenden.
Das agilste System innerhalb eines Unternehmens sind die Menschen selbst. Als kleinste soziale Einheit innerhalb dieser Unternehmenshierarchie ist es dem aktiven Mitarbeitenden möglich, den Wandel tagtäglich zu vollziehen. Vorausgesetzt, er kann sich mit dem Wandel identifizieren, sieht darin einen Vorteil für seine Tätigkeit im Unternehmen und fühlt sich dem Unternehmen gegenüber committet. Ohne die aktive Mitarbeit der Mitarbeitenden ist ein Wandel im Unternehmen unmöglich.
Trotzdem sind vor allem Führungskräfte im oberen Management dafür verantwortlich, Veränderungen, die im und um ein Unternehmen passieren, zu erkennen, zu bewerten und daraus Maßnahmen abzuleiten. Allerdings ist das Gelingen ausschließlich im Austausch mit den Mitarbeitenden zu bewältigen.
Change Management ist also eine organisationale Herausforderung die einerseits die Interessen der einzelnen Unternehmensbereiche zusammenführen muss, andererseits die strukturelle Reorganisation zu bewerkstelligen hat. Dementsprechend ergeben sich sowohl vielfältige Erfolgsfaktoren zum Gelingen eines Wandels als auch entsprechende Herausforderungen, die bewältigt werden müssen, um ein Scheitern des Vorhabens abzuwenden.
Ziele des Change Managements
Das Ziel des Change Managements ist es also stets, eine Veränderung innerhalb eines Unternehmens für alle Beteiligten erfolgreich umzusetzen. Daraus folgt, dass sich die Risiken, welche sich durch die Prozess- und Organisationsveränderungen ergeben, minimieren.
Dies lässt sich nur sicherstellen, indem alle Mitarbeiter, die von dem Wandel betroffen sind, den Bedarf der Veränderung einerseits verstehen und sich andererseits bewusst darüber sind, welche Auswirkungen dieser Veränderungsprozess mit sich bringt. Des Weiteren ist eine globale Motivation für das übergeordnete Ziel von großer Wichtigkeit. Auch das Vorleben der Unternehmensziele durch die Führungskräfte stellt einen wichtigen Baustein zur Umsetzung von Wandel dar. Die holistische Förderung der Mitarbeitenden stellt zuletzt ein weiteres essenzielles Element dar. Diese Förderung ermöglicht es, dass die Mitarbeitenden für die Veränderungsprozesse und organisationale Umstrukturierung Verantwortung übernehmen.
Ihre Rolle im Unternehmenswandel
Wie Sie sehen, ist jedes Mitglied einer Organisation ein wichtiges Element zur Umsetzung von Wandel. Change Management kann nur dann gelingen, wenn jeder Mitarbeitende Commitment zeigt, was wiederum durch die Führungskräfte gefördert werden muss. Führungskräfte ihrerseits sind in der Pflicht, unterstellte Mitarbeiter für den Wandlungsprozess zu sensibilisieren, ihnen die Wichtigkeit ihrer Rolle zu verdeutlichen und ihre Aufgaben zur Umsetzung des Veränderungsprozesses klar zu strukturieren. Führungskräfte im obersten Management sollten sich bewusst sein, dass der Wandel im Unternehmen nur dann reibungslos und gewinnbringend funktionieren kann, wenn sie den Mitarbeitenden die Möglichkeit einräumen, sich am Veränderungsprozess beteiligen und verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen zu können. Change Management eröffnet die Möglichkeit, diese Unternehmensveränderung dahingehend zu begleiten.
Es ist nicht gesagt, dass es besser wird, wenn es anders wird.
Wenn es aber besser werden soll, muss es anders werden.